Waldorfpädagogik

Die Bedeutung des Laternenfestes in der Waldorfpädagogik

Das Laternenfest und Sankt Martin – Warum feiern wir in der Waldorfpädagogik anders?

Jedes Jahr im November sieht man Kinder mit leuchtenden Laternen durch die Straßen ziehen. Traditionell wird am 11. November das Fest des heiligen Martin gefeiert, bekannt als Martinsfest oder Sankt Martin. In vielen Waldorfkindergärten und -schulen heißt dieser Tag jedoch Laternenfest. Doch warum ist das so? Warum wird ein christliches Fest in der Waldorfpädagogik anders benannt und gefeiert?

In der Waldorfpädagogik spielt das Licht eine zentrale Rolle in den Festen des Herbstes. Mit dem Michaelifest im September beginnen die dunkleren Monate, und dieses Fest erinnert uns daran, innere Stärke und Mut zu entwickeln, um die Herausforderungen des Lebens zu meistern. Das Laternenfest setzt diesen Gedanken fort und verstärkt ihn durch das Symbol der Laterne, die das Licht in die Dunkelheit trägt.

Das Fest der Laternen steht symbolisch dafür, dass jeder Mensch ein Licht in sich trägt – eine innere Wärme und Helligkeit, die in die Welt hinausgetragen werden kann. Dies ist besonders für Kinder ein schönes Bild: Das eigene Licht leuchten zu lassen, selbst wenn die Welt um uns herum dunkler wird.

Auch die Geschichte von Sankt Martin, der seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilt, wird in der Waldorfpädagogik erzählt und bildet oft den Hintergrund für das Fest. Doch der Fokus liegt weniger auf dem historischen oder religiösen Kontext, sondern vielmehr auf der universellen Botschaft: Teilen, Mitgefühl und das Licht, das jeder von uns anderen Menschen schenken kann.

Viele Waldorfpädagog:innen verwenden daher den Begriff „Laternenfest“, weil er die Symbolik des Lichts und das Jahreszeiten-Thema stärker in den Mittelpunkt stellt. So bleibt die Tradition bewahrt, wird jedoch durch die Symbolik des Lichts und der Wärme, die wir alle teilen können, erweitert.

Das Laternenfest in der Waldorfpädagogik ist also weniger eine „Umbenennung“ des Martinsfestes als eine Erweiterung. Es behält die traditionellen Werte und die Symbolik bei, passt sie jedoch an die Bedürfnisse und die Entwicklung der Kinder an.

Mit den leuchtenden Laternen gehen die Kinder einen Weg, der mit der Wärme des Michaelifestes beginnt und im Licht des Laternenfestes fortgeführt wird. So wird die dunkle Jahreszeit zu einem Zeitpunkt, an dem die Kinder sich ihrer inneren Kraft bewusst werden und lernen, ihr Licht mit anderen zu teilen.

Ein Highlight des Festes ist natürlich das Basteln der Laternen und das gemeinsame Singen von Liedern, die das Licht und die Wärme des Herbstes feiern. Diese Traditionen bringen Kinder und Erwachsene zusammen und machen das Fest zu einem besonderen Erlebnis für die ganze Familie. Oft werden nach dem Umzug Brezel oder Hörnchen miteinander geteilt.

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